Zell ist eine politische Gemeinde im Bezirk Winterthur des Kantons Zürich in der Schweiz. Die Gemeinde liegt malerisch im Tösstal, das durch seine sanften Hügel und dichten Wälder geprägt ist. Zell grenzt an das Zürcher Oberland und ist umgeben von zahlreichen kleinen Ortschaften und Weilern, die dem Gebiet einen ländlichen Charme verleihen. Besonders für Naturliebhaber bietet die Region viele Wander- und Radwege entlang der Töss und durch die umliegenden Wälder. Der wohl bekannteste Bürger der Gemeinde war Paul Burkhard, ein berühmter Schweizer Musiker, Komponist und Autor. Burkhard, der von 1911 bis 1977 lebte, verbrachte seinen Lebensabend in Zell und hinterliess mit Werken wie der „Zäller Wiehnacht“ einen bleibenden kulturellen Eindruck. Die Ruhe und Nähe zur Natur machen Zell zu einem beliebten Wohnort für Menschen, die der Hektik der Stadt entfliehen wollen, ohne auf eine gute Anbindung an Winterthur und Zürich zu verzichten. Zell vereint somit historische Bedeutung mit modernem Lebenskomfort.
Wappen
Das Wappen von Zell zeigt eine kriechende silberne Weinbergschnecke auf grünem Hintergrund, wobei die Schnecke heraldisch nach links ausgerichtet ist. Die genaue symbolische Bedeutung des Wappens bleibt bis heute ungeklärt. Es gibt Vermutungen, dass die Schnecke als Symbol für Beständigkeit und Geduld gewählt wurde, doch konkrete Belege dafür fehlen. Historisch gesehen tauchte das Wappen erstmals 1845 auf einem Windlicht der Feuerwehr von Zell auf, das damals als wichtiges Gerät zur Brandbekämpfung diente. Im Jahr 1930 wurde das Motiv schliesslich offiziell von der Gemeinde übernommen und ziert seitdem die öffentlichen Gebäude und Dokumente. Das ungewöhnliche Wappen macht Zell auch in der Heraldik des Kantons Zürich zu einer Besonderheit, da es eine eher seltene Wahl eines Tieres darstellt. Neben der Schnecke sind auch die Farben Grün und Silber von Bedeutung, die für die landwirtschaftlich geprägte Landschaft sowie den Waldreichtum der Region stehen. Die Schnecke, oft als Symbol der Naturverbundenheit gesehen, reflektiert vielleicht auch die ländliche und naturnahe Umgebung von Zell.
Geographie
Die Gemeinde Zell umfasst eine Fläche von rund 20 Quadratkilometern und setzt sich aus mehreren Dörfern und Weilern zusammen. Die grössten Ortschaften wie Kollbrunn, Rikon und Rämismühle-Zell liegen in der Talsohle entlang der Tösstalstrasse und der Tösstalbahn. Diese Bahnlinie ist für die Region von zentraler Bedeutung, da sie eine direkte Verbindung nach Winterthur und Zürich bietet und damit den Pendlerverkehr erleichtert. Abseits der Talsohle befinden sich die kleineren Weiler Oberlangenhard, Unterlangenhard, Lettenberg und Schoren, die malerisch an den Hängen und Terrassen rechts der Töss liegen. Die Geographie Zells ist von einem abwechslungsreichen Landschaftsbild geprägt: Neben den Siedlungsflächen (12 % der Gemeindefläche) dominieren landwirtschaftlich genutzte Felder (43 %) und ausgedehnte Waldgebiete (42 %). Diese Wälder bieten nicht nur Lebensraum für zahlreiche Tierarten, sondern sind auch ein beliebtes Ziel für Wanderer und Naturfreunde. Die Töss, die durch das Gemeindegebiet fliesst, prägt das Landschaftsbild ebenfalls massgeblich. Besonders im Frühling, wenn die Töss Hochwasser führt, kann man an ihren Ufern imposante Naturschauspiele beobachten.
Politik
Zell wird von einem siebenköpfigen Gemeinderat regiert, der die lokale Verwaltung leitet. Derzeitige Gemeindepräsidentin ist Regula Ehrismann, die der Evangelischen Volkspartei (EVP) angehört. Die politischen Verhältnisse in Zell spiegeln ein breites Spektrum an Meinungen und Parteien wider. Neben der EVP sind auch die glp, SP, SVP, FDP und einige weitere kleinere Parteien in der politischen Landschaft vertreten. Ein besonderes Merkmal der politischen Kultur in Zell ist die hohe Bedeutung der Gemeindeversammlung, die als Legislativorgan fungiert und in der alle Bürger der Gemeinde die Möglichkeit haben, direkt über wichtige Entscheidungen abzustimmen. Bei den Kantonsratswahlen 2019 erzielte die SVP mit 28,50 % der Stimmen den höchsten Anteil, gefolgt von der EVP mit 19,29 %, was insbesondere dem Einfluss des einheimischen Kantonsrats Markus Schaaf zugeschrieben wird. Auch bei den Nationalratswahlen 2023 konnte die SVP mit 37,33 % der Stimmen ein starkes Ergebnis erzielen. Auffällig sind die vergleichsweise hohen Anteile der EVP und der glp, was für eine eher wertkonservative und umweltbewusste politische Ausrichtung der Gemeinde spricht. Die politische Landschaft in Zell zeigt somit eine Balance zwischen traditionellen und progressiveren Kräften.
Bevölkerung
Die Einwohnerzahl von Zell beträgt insgesamt 6.712 Personen, verteilt auf die verschiedenen Ortsteile. Die grösste Ortschaft ist Kollbrunn mit 3.073 Einwohnern, gefolgt von Rikon mit 1.721 und Zell mit 1.023 Bewohnern. Die kleineren Ortsteile wie Rämismühle, Oberlangenhard und Unterlangenhard tragen mit jeweils wenigen Hundert Einwohnern zur Gesamtbevölkerung bei. Besonders die Weiler Lettenberg, Schoren und Garten sind mit weniger als 30 Einwohnern sehr dünn besiedelt, was den ländlichen Charakter dieser Gebiete unterstreicht. Die demografische Entwicklung in Zell spiegelt den allgemeinen Trend im Zürcher Umland wider: eine stabile, leicht wachsende Bevölkerung, die von der Nähe zu den wirtschaftlich starken Zentren Winterthur und Zürich profitiert. Viele Einwohner Zells sind Pendler, die in den nahegelegenen Städten arbeiten, aber das ländliche Leben schätzen. In den letzten Jahren hat sich Zell auch als Wohnort für junge Familien etabliert, die die Kombination aus Natur, Ruhe und guter Verkehrsanbindung zu schätzen wissen. Trotz des ländlichen Charakters bietet Zell eine gut ausgebaute Infrastruktur mit Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeitangeboten, was den Ort auch für zukünftige Entwicklungen attraktiv macht.
Geschichte
Zell blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes geht auf das Jahr 741 zurück, als der Name „Cella“ für das Dorf benutzt wurde. Der Name deutet auf eine frühchristliche Einsiedelei oder Zelle hin, die wahrscheinlich von einem Eremiten bewohnt wurde. Diese religiöse Bedeutung spielte in den folgenden Jahrhunderten eine zentrale Rolle. Im Jahr 744 wurde Zell dem Kloster St. Gallen geschenkt, was die Bedeutung des Ortes als kirchliches Zentrum weiter festigte. Über die Jahrhunderte wechselte der Besitz der Ortschaft mehrmals, von der Grafschaft Kyburg über die Habsburger bis hin zur Stadt Zürich nach dem Ende des Alten Zürichkrieges. Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte Zells war das Jahr 1799, als sich nach dem Abzug der französischen Truppen die politische Gemeinde Zell formierte. Die heutige Struktur der Gemeinde entstand schliesslich 1934, als sich der Ortsteil Hinterrikon anschloss und das heutige Gemeindegebiet formte. Historische Funde und archäologische Ausgrabungen, insbesondere in der Dorfkirche von Zell, belegen, dass die Region bereits in der Römerzeit besiedelt war. Diese lange Geschichte ist in der Architektur und im kulturellen Erbe der Gemeinde noch heute spürbar.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Zell ist nicht nur für seine landschaftliche Schönheit bekannt, sondern auch für sein reiches kulturelles Erbe. Eine besondere Rolle spielt dabei die Dorfkirche in Zell, in der 1960 erstmals die „Zäller Wiehnacht“ aufgeführt wurde. Dieses Krippenspiel, das von Paul Burkhard komponiert wurde, ist heute eines der bekanntesten Weihnachtsstücke der Schweiz. Die Aufführungen, bei denen Kinder als Erzähler, Darsteller und Sänger agieren, haben sich weit über die Grenzen Zells hinaus verbreitet. Doch nicht nur die „Zäller Wiehnacht“ prägt die kulturelle Landschaft Zells. Auf dem Gemeindegebiet befinden sich insgesamt sechs Kirchen, darunter die evangelisch-reformierte Kirche, die auf den Überresten einer römischen Villa errichtet wurde. Archäologische Funde haben gezeigt, dass an dieser Stelle bereits im 7. oder 8. Jahrhundert eine frühchristliche Kirche stand. Besonders bemerkenswert sind die Wandmalereien im Chor der heutigen Kirche, die aus dem frühen 16. Jahrhundert stammen. Ein weiteres kulturelles Highlight ist das Tibet-Institut im Ortsteil Rikon, das 1968 als erstes und einziges tibetisches Kloster ausserhalb Asiens gegründet wurde. Das Institut widmet sich der Bewahrung tibetischer Kultur und ist ein wichtiger spiritueller und kultureller Treffpunkt in der Region.
Verkehrsanbindung
Die Verkehrsanbindung der Gemeinde Zell ist dank ihrer Nähe zu Winterthur und Zürich ausgezeichnet. Die Tösstalbahn verbindet die Gemeinde mit drei Bahnhöfen – Kollbrunn, Rikon und Rämismühle-Zell – direkt mit dem Zürcher S-Bahn-Netz. Die S 26 bietet eine schnelle Verbindung nach Winterthur, Bauma und Rüti ZH und stellt damit eine wichtige Pendlerstrecke dar. Seit Dezember 2018 verkehrt zudem die S 11, die in den Hauptverkehrszeiten bis nach Aarau fährt und Zell so noch besser mit dem regionalen Verkehrsnetz verknüpft. Ergänzt wird das Angebot durch mehrere Postautolinien, die den öffentlichen Nahverkehr abdecken. Eine Besonderheit ist der Nachtbus N 65, der auch spät abends eine bequeme Anbindung an die umliegenden Gemeinden gewährleistet.